Auf eine gewisse Weise berichtigen wir Shakespeare, sagen We Set The Sun selbstbewusst. Das ist mindestens genauso ambitioniert und waghalsig wie der vorausgegangene Plan, die sieben Sequenzen von “The Seven Ages Of Man” in die Gegenwart zu übersetzen. Seit “Christmas Has Been Yesterday”, dem Debüt der damals noch fünf blutjungen Musiker aus Wesel, hat sich also ein neues Selbstverständnis in der Band breit gemacht. “V Ages Of Man” ist technisch versierter Metal und Screamo, leider aber angehäuft mit klebrigen Genre-Standards und dem übereifrigen Bedürfnis, von Schülern zu Lehrern zu werden. “Groundbreaking” bricht gleich mehrmals in sich zusammen, “Souls Of The Unknown” ist inkonsequent genug, um die verlorenen Schneidezähne in die Notaufnahme zu bringen, nachdem es einem die Fresse poliert hat, und “Tempest Rising” macht genau das mit seinen Gitarren, was Bullet For My Valentine einst wie die größten Angeber der Musikschule aussehen ließ. Sänger Tim Hüskens schnallt seinen Bass ab, um mit seiner Kreissägenstimme da mithalten zu können. We Set The Sun wollen tiefgründig sein, indem sie zwischen das aufgeplusterte Gitarren-Gefrickel, die computergenauen Drums und die Drumcomputer poetische Texte schieben. Das funktioniert womöglich, um Parkway Drive die Bühne zu glätten, auf keinen Fall aber um dem eigenen Ehrgeiz gerecht zu werden. Gut für sie: dafür haben We Set The Sun noch genügend Zeit.