Er spielt auf der bereits vor einem Jahr erschienenen Single “Hate Mail” ein kontinuierliches Gitarrensolo und hat der Band ein wenig Credibility mit auf den Weg gegeben, die sie mit dem Debüt “Common Blah” vervielfacht. Weakened Friends haben das Weezer-Gen, hörbar zum Beispiel im “Getchoo”-ähnlichen Refrain von “Blue Again” und den vielen Gitarrensolos, die einprägsame Leadmelodien imitieren (“Aches”). Das ist catchy College-Rock, aber noch nicht das Überzeugungsargument. Das bringt Sängerin und Gitarristin Sonia Sturino mit ihrer einnehmenden Performance. Sie singt über Mittzwanziger-Ängste mit einem Mix aus Verzweiflung, zielloser Wut, großer Unsicherheit und fehlendem Zugehörigkeitsgefühl. Es sprudelt ungefiltert aus ihr heraus, mit der Intensität eines Aaron Weiss (Mewithoutyou) oder Craig Finn (The Hold Steady). Ihre Stimme bebt, fängt an zu zittern, versagt manchmal unter der Anstrengung, die sie hektisch nach Luft schnappen lässt, und schießt dann wieder in ungeahnte Höhen oder fängt sich mit einem Augenzwinkern im lässigen Refrain, als wäre nichts gewesen. Wer das nicht überfordernd oder irritierend findet, hängt ihr bis zum Schluss aufgeregt und aufmerksam an den Lippen – und wird mit vertraut wirkenden Grunge- und Alternative-Sounds der 90er belohnt, die allein auf Platte dermaßen fett und laut wirken, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn Mascis der Band dafür ein paar seiner Marshall-Verstärkerwände geliehen hätte.
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Quitter
VÖ: 19.11.2021