Wie schon das alles andere als hübsche Artwork andeutet, sind Wedge auch auf ihrem zweiten Album weit davon entfernt, Neues zu bieten und bedienen sich lieber ausgiebig am Erbe der 60s und 70s. Allerdings setzen sie auf eine klarere Produktion und erweitern ihren Klanghorizont: Zu Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gesang treten auf “Killing Tongue” noch öfter und präsenter als bislang Tasteninstrumente, die den Klangraum ausfüllen und den Sound stellenweise deutlich in Richtung Psychedelic Rock rücken – etwa im Longtrack “Tired Eyes”, der mit flirrender Orgel und mystischem Sprechgesang unverkennbar von den Doors inspiriert ist, oder im ungewohnt ruhigen, aber stimmigen “Quarter To Dawn”. Auch in der Solo-Orgie “High Head Woman” und dem hemmungslos dramatischen Titelstück kommen Hammond-Orgel, Rhodes und Klavier großzügig zum Einsatz und bauen den Power-Trio-Sound aus, dem Wedge grundsätzlich weiter treu bleiben und den Energiepegel damit konstant hochhalten. Dass nicht jeder Song zündet – “Nuthin” etwa ist für einen Opener erstaunlich ideenlos – ist zu verschmerzen: Bei Wedge stimmt der Elan, weshalb sie die klassische Vintage-Rock-Verdichtung deutlich besser meistern als viele andere Bands der letzten Jahre. Das mag wenig euphorisch klingen, ist aber in einem Genre, das sich mit so begrenzten Mitteln an klaren Vorbildern orientiert, tatsächlich ein Kompliment.
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