Wednesday
Rat Saw God
Für ihre originellen Milieubeschreibungen heimsen Karly Hartzman und ihre Mitstreiter bei Wednesday regelmäßig das größte Lob ein. Gerade mal 95 Sekunden dauert der furiose Opener “Hot Rotten Grass Smell”, aber den dazugehörigen Geruch hat man sofort in der Nase. Menschen, Bilder und vor allem Stimmungen bevölkern die Songs, die an dezidiert unromantischen Orten spielen, an Tankstellen, in stillgelegten Steinbrüchen oder vor flimmernder Glotze. Südstaaten-Vignetten, aber ohne Kitsch und poverty-porn.
Die Musik dazu ist ungestüm, manchmal leicht countryfiziert und zum Glück mit dem guten alten Steve Albini-Trick aufgenommen: laut genug, um Hartzmans Gesang zu übertönen oder ihm zumindest einen echten Kampf zu liefern. Die Mutprobe ist das zweite Stück. “Bull Believer” dauert achteinhalb Minuten und endet in Geschrei der Marke “Mortal Kombat”, eine ungewöhnliche Wahl für eine erste Single.
Danach zeigen Wednesday, dass sie auch Nuancen und Melodien beherrschen. Stücke wie “Formula One” und “Bath County” sind weich und wild zugleich, wie Straßenkatzen, die man wegen ihres struppigen Fells nur umso lieber mit nach Hause nehmen möchte. Für die Dauer von 37 Minuten verreist man mit “Rat Saw God” an einen Ort, von dem es keine Postkarten gibt. Dafür ahnt man, dass man sich am Ende diesen Jahres in den Bestenlisten wiedersieht.
Das steckt drin: Ovlov, Sleater-Kinney, Spirit Of The Beehive
weitere Platten
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