Weedpecker
IV: The Stream Of Forgotten Thoughts
Text: Ingo Scheel
Willkommen im Strom der vergessenen Klänge: Drei Alben lang haben sich die psychedelischen Polen um Mastermind Piotr Dobry der Perfektion ihrer Soundformel genähert. Spätestens auf “IV: The Stream Of Forgotten Sounds” haben sie dieses Kunststück vollbracht und ihren regenbogenbunten Mix aus Progrock und Psychedelic, Twin-Gitarren, Keyboard-Teppich und großangelegten Gesangslinien, vertrackten Arrangements und kompakter Melodieführung vollends ausbalanciert. Es steckt etwas Verwunschenes in diesem Album, als würde es seine Hörer:innen an die Hand nehmen und hinabziehen ins Dickicht, hinter dem sich ein Vintage-Wunderland auftut, in dem Metal und Jazz, Hardrock und Indie, Prog und Pop wie Milch und Honig im gelobten Land fließen. Dabei hört sich zum Auftakt mit “No Heartbeat Collective” noch einiges nach Neo-Metal an, mit dichter Gitarrenarbeit und viel Druck. Spätestens mit “Fire Far Away” aber fliegt der Teppich. Der Titelsong taumelt durch hippieskes Flötenspiel und Pink Floyd‘schen Funkenflug, “The Trip Treatment”, mit dezentem Wah-Wah-Funk, hätte auch gut auf Motorpsychos “Let Them Eat Cake” gepasst, “Unusual Perceptions” dagegen kreiselt wie im Halbschlaf um sich selbst, während “Symbiotic Nova” sich am Ende wieder beim Opener unterhakt und druckvollen Retrorock bietet. Ein überragendes Album, das sich kurz vor Jahresende sicher noch einen Platz in diversen Bestenlisten erobern wird.