Zum dritten Mal nach “Hash Pipe” und “Dope Nose” schicken Weezer ihrer Platte eine schwachbrüstige Single voran: “Beverly Hills” arbeitet mit simpelsten Hauruck-Riffs, Steve-Miller-Anleihen und polierten Oberflächen, glatt wie Chers Silikonhintern. Doch ein Rohrbruch wie “Maladroit” ist “Make Believe” gottlob nicht, die Anti-Haltung schwindet mit jedem Durchgang. “Damage In Your Heart” oder “Pardon Me” etwa sind klassisch blaugrüne Weezer-Nummern, die einen schnell anmachen, ansonsten wird der bandtypische Sound gerne mit Wave- und Pop-Rock-Elementen aus den 80ern versetzt, was der Band um einiges besser steht als die Hardrock-Referenzen der letzten Platte. Siehe “Perfect Situation”, “The Other Way” oder besonders “This Is Such A Pity”: Hier feiern die Cars, Cutting Crew und A Flock Of Seagulls eine Teenieparty mit fiesen Klamotten, doch der Song gewinnt mit jedem Durchgang. Erst findet man ihn furchtbar, dann brauchbar, schließlich wunderbar. Den Text allerdings kann man vergessen. Rivers Cuomos Loser-Attitüde hat sich endgültig abgenutzt, Zeilen, die früher Herzen brieten, wirken heute nur noch banal. Und auch die Ironiefalle will nicht zuschnappen: Wer die Vorliebe der Band für Nasen-Ata kennt, kann über Songs wie “We Are All On Drugs” nur müde lächeln. Fazit: Es geht wieder bergauf mit Weezer. Doch bis zum Gipfel ist es noch weit.
9/12 Ingo Neumayer
“I tried my best/ I gave my arm”, schwört die Stimme in “Pardon Me”. Weezer wollen uns Glauben machen, sie wären noch wichtig. Sind sie aber leider nicht, so weh das tut. Sie sind, Produzent Rick Rubin zum Trotz, nur noch nett und berechenbar. Wo sich schon “Maladroit” auf die Metal-affine Ferien-Fingerübung eines Fans namens Rivers Cuomo reduzieren ließ, enttäuscht “Make Believe” auf ganzer Linie. Über weite Strecken klingt die Band wie eine zwar fett produzierte, aber ohne jeglichen Enthusiasmus herunter gebetete Kopie ihrer selbst. Im Ernst: Wüsste man’s nicht besser, man schriebe Banalitäten wie den glatten Synthie-Popper “This Is Such A Pity”, “Beverly Hills” oder den hirntoten Stadion-Stampfer “We Are All On Drugs” irgendeiner daher gelaufenen Feld-Wald-und-Wiesen-Combo aus Deutschland zu. Oder, meinetwegen, Liquido. Auch “Perfect Situation” verdankt sein Leben den immergleichen Akkordfolgen, dürfte uns aber zumindest auf sommerlichen Landstraßen ein Grinsen ins ansonsten lange Gesicht malen. Spätestens beim Oma-kompatiblen Taschentuch-Schwenker “The Damage In Your Heart” ist klar: Herrn Cuomo muss während des Studiums den Kreditrahmen gesprengt haben. Hoffen wir, dass er seinen Abschluss bald dazu nutzt, sich anderweitig zu orientieren, statt uns weiter mit derart uninspirierten Pflichtübungen zu langweilen.
4/12 Patrick Großmann
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