Was ist noch neu an der Neuen Deutschen Härte? Sicherlich gibt es auf diesem Sektor noch einiges an Innovation auszuloten, um dem Spirit deutscher Wortgewalt entsprechende Musik auf den Leib zu schneidern. Bands wie Weißglut tragen jedoch nicht gerade viel dazu bei, wenn man in letzter Instanz doch immer wieder nach Ami-Land schielt. Denn sieht man einmal von der Tatsache ab, daß bei Weißglut auf deutsch gesungen wird, bleibt hier nicht viel mehr als der penetrante Versuch, Type O Negative oder Life Of Agony zu ihrem europäischen Pendant zu verhelfen. Das Quintett hat den Sound und das musikalische Vokabular der Düstermänner um Pete Steele verdammt detailgetreu abgepaust, und das Ergebnis klingt dabei gar nicht schlecht. Mit der Vehemenz der New Yorker Vorbilder kann man es mitunter fast aufnehmen, die elf Tracks sind durchweg heavy, direkt, gut strukturiert, soundtechnisch einwandfrei und von handwerklicher Finesse. Was bleibt, ist der allgegenwärtige Beigeschmack jenes Kopistentums, das deutschen Bands seit jeher wie Kaugummi an den Füßen klebt und sie um ihre eigene Identität bringt. Tragischer Umstand im Falle Weißglut: hier betrügt eine talentierte Band sich konsequent um ihr eigenes Potential. Ein tiefer Blick in die eigenen Abgründe statt in die fünf Lieblingsalben sollte da ganz neue Perspektiven eröffnen.
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VÖ: 15.05.2000