Wer die Band aus Göteborg beim ersten Mal verpasst hat, steigt vier Jahre nach “Last Forever” einfach zur zweiten Runde ein: Rücksitz, Fensterkurbeln und selbstgemachte Klebelimonade aus der Bügelverschlussflasche. Westkust spielen die Sorte nostalgischen Surfgaze, bei dem der Weg das Ziel ist und der Blick nur bis zur Sonnenbrillenkante reicht. Treibend, aber nicht übertreibend; immer ultimativ gechillt, auch wenn Julia Bjernelind so sehnsüchtig über Verflossenes singt. “Westkust” besteht aus nur neun Songs, die sich vor allem darin unterscheiden, ob sie mit gutgelauntem Gitarrenriff, gutgelauntem Schlagzeugeinsatz oder beidem zusammen anfangen, weil sie danach immer so schön weiterrauschen, dass man nur noch den Kopf zum Fenster hinaushalten und die Haare im Wind wehen lassen muss. So zieht “Drive” vorbei, dann “Daylight”, dann “Cotton Skies”, und man muss dazwischen nicht mal die Kassette umdrehen, auf die man das weiße Vinyl überspielt hat. In punkigen Hitmomenten wie “Do You Feel It” möchte man fast mit den Fingern gegens Türblech trommeln, bis man merkt, dass da gar kein Fragezeichen steht; und jetzt alle mal entspannen. Bjernelinds Texte bleiben betont vage, sodass man die Gedanken in die Luft hängen kann, und selbst wenn es dabei um bestimmte Menschen geht, waren die keiner überflüssigen Ballade wert. Was it all in your mind?, fragt sie stattdessen direkt zu Beginn der Single “Swebeach” vor allem sich selbst und fährt dann nach kurzem Schulterblick nur noch geradeaus. Die Brotdose ist gepackt, die Felder fliegen vorbei, die Sonne geht so schnell nicht unter.
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Last Forever
VÖ: 12.05.2017