Ob es nun daran liegt, dass das Trio aus London älter geworden ist, oder einfach nur desillusionierter: “Five” klingt um einiges düsterer, und die neuentdeckte Melancholie steht ihrem Sound erstaunlich gut. Auch, weil nicht mehr jeder Song erbarmungslos in einer dickflüssigen Synthie-Soße ertränkt wird, sondern hier und da mal andere Instrumente in den Vordergrund treten dürfen. Da ist etwa eine akustische Gitarre, die Songs wie “Finish Line” und “Kick Me” Leben einhaucht, und auch der Bass schafft es zwischendurch, sich zum tonangebenden Instrument durchzukämpfen. In “Denial” darf die Gitarre sogar einen kurzen Noise-Ausbruch feiern. Insgesamt lassen die Songs mehr Freiräume, sind nicht mehr ganz so überladen wie ihre Vorgänger, sondern deutlich subtiler. Trotzdem gelingt es White Lies auch mit ihrem fünften Album nicht, ihr altbekanntes Problem loszuwerden: Joy Division hätten einen Song wie den Opener “Time To Give” schon 1979 besser geschrieben und den Platz an der Spitze für üppig dimensionierten Synthie-Rock haben in Großbritannien vor allem die Editors gepachtet. Über den Kosmos ihrer eigenen Diskographie hinaus kommen White Lies somit nach wie vor nicht – und das auch noch in zweifacher Hinsicht: Die drei können weder die Klasse ihrer eigenen Vorbilder aus den 80ern erreichen, noch mit anderen heutigen Revival-Bands mithalten. Immerhin haben sie sich aber selbst übertroffen.
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