Hatte es auf dem Purr-Debüt “Like New” nahezu ausschließlich Duette gegeben, so beweisen Eliza Barry Callahan und Jack Staffen hier ihre Kraft als Individuen, indem sie auch einzeln singen. Auch wenn das Album klanglich und strukturell aus Popsongs besteht, sind diese mit etwa vier Minuten oder mehr schon länger als das Singleformat. Bei den Arrangements handelt es sich meist um Akustiksongs in Synthie-Sänften, die von den klaren Stimmen des New Yorker Duos getragen werden.
Zwischendurch scheinen Akzente durch, wie die träumerischen Sphären am Ende von “Hesper” oder der Shoegaze im deprimierenden “Receiver”. Im Titelsong wiegen Staffens Worte bereits schwer: “I’m homesick for my life/ When it felt just like open skies/ So real and just mine/ But have I lost my luck?/ Have I felt it enough?/ Have I felt it too much?”. Das Gitarrensolo am Ende sorgt dagegen wieder für ein wärmeres Gefühl.
“Who Is Afraid Of Blue?” ist ein Album für alle, die sich als Hauptdarsteller:in eines Musikvideos fühlen, wenn sie die Regentropfen an der Fensterscheibe beobachten. Die Magie, die das Duo auf dem Vorgänger beschworen hat, wird von Trübsal ersetzt, das aber immer wieder durch hoffnungsvolle Melodien aufgelockert wird. Mit dieser dezenten Verspieltheit emotionalisieren Purr ihre Musik erfolgreich in alle Richtungen.
Das steckt drin: Portugal. The Man, Radiohead, Tame Impala