Das Auftaktstück des neuen Wilco-Albums heißt “Infinite Suprise”, es könnte keinen besseren Titel tragen. Eine unendliche Überraschung bietet das Stück, weil es innerhalb weniger Sekunden als Wilco-Song erkennbar ist und dennoch Wege geht, auf die man selbst als Fan der Band nicht gekommen wäre. Jeff Tweedy singt seine Melodiebögen, beeinflusst von Americana und den Beatles, immer leicht spröde vorgetragen. Fast sechs Minuten läuft das Stück, und man denkt auf halber Strecke, was kommt denn da noch? Krach! Neue Strukturen, die über die alten herfallen wie ein Heuschreckenschwarm über ein Weizenfeld.
Wilco haben diesen partiellen Dekonstruktivismus ihrer Lieder erstmals auf dem Album “Yankee Hotel Foxtrot” von 2002 perfektioniert. Damals war das ein Weg, um das Leben in den USA zu dokumentieren. Seit einigen Jahren schreibt Tweedy eher persönliche Lieder, aber auch in diesen lassen sich genügend Anlässe für Brüche finden: Krankheiten, Krisen, der Tod.
Die Taktung der Wilco-Platten war zuletzt hoch, die vier jüngsten Alben hießen “Star Wars”, “Schmilco”, “Ode To Joy”, “Cruel Country” – lässig betitelte Platten. Es ist gut, dass sich die Band mit “Cousin” auf ihre Stärken fokussiert – und neue findet. “Levee” ist Dreampop mit einer grandiosen Gitarre, nicht weit entfernt von The War On Drugs, “Pittsburgh” eine Ballade, die sich an zentralen Stellen öffnet wie eine Hymne von The Flaming Lips.
Das steckt drin: The Flaming Lips, Mercury Rev, The War On Drugs
weitere Platten
Hot Sun Cool Shroud
VÖ: 28.06.2024
Cruel Country
VÖ: 27.05.2022
Ode To Joy
VÖ: 04.10.2019
Schmilco
VÖ: 09.09.2016
Star Wars
VÖ: 17.07.2015
What's Your 20? Essential Tracks 1994-2014
VÖ: 05.12.2014
Alpha Mike Foxtrot: Rare Tracks 1994-2014
VÖ: 05.12.2014
& Billy Bragg - Mermaid Avenue: The Complete Sessions
VÖ: 20.04.2012
The Whole Love
VÖ: 23.09.2011
Wilco (The Album)
VÖ: 26.06.2009
Sky Blue Sky
VÖ: 11.05.2007
A Ghost Is Born
VÖ: 21.06.2004