Es hätte schräger Post-Punk à la Joy Division werden können, aber Wilderness müssen sich ja unbedingt als Gesamtkunstwerk verkaufen. Hinter dem kühn formulierten Konzept, sich von jeder Kategorisierung lösen zu wollen, verbirgt sich handelsüblicher Gitarren-Wave-Rock mit dämlich-kryptischen Texten, präsentiert im original 80er-Jahre-Sound und mit neongrellem Selfmade-Cover. Bezeichnenderweise werden vom Label zur musikalischen Verortung Bands wie This Heat, Savage Republic oder Public Image Limited herangezogen. Für alle Leser unter 40: Diese Bands gibt es seit 15 bis 20 Jahren nicht mehr, und das hat seine Gründe. Mittlerweile gibt es zwar junge Bands wie Interpol oder Editors, die den Sound erfolgreich aufgreifen, aber dafür fehlen Wilderness die Songs. “Vessel States” bietet sphärisch-ausufernde Gitarrenakkorde und könnte berühren, wäre da nicht der nervtötende Sänger, der die schönsten Melodien gleich wieder kaputtschreit. James Johnson klingt wie die Mischung aus einem lallenden Ian Curtis und einem jungen, halskranken Bono. Allein wie er sich zu Beginn von “Monumental” durch das Wort “Hallelujah” stöhnt, lässt einem die Nackenhaare zu Berge stehen. Als Instrumentalband wären zwei Punkte mehr drin gewesen.