Auch wenn ich Oldham noch immer nicht zu den Menschen zählen möchte, die mir durch und durch grundsympathisch vorkommen, so ist es doch eine Platte wie diese, die eine Antwort auf eine dringende, saisonbedingte Frage liefert. Nämlich, wozu diese finsteren, dunklen Herbsttage eigentlich gut sein sollen. Ganz einfach: Sie sind von einem irritierten und leicht größenwahnsinnigen Songwriter aus Louisville eingeführt worden, um seinen Songs das perfekte Drumherum zu verpassen. Gib mir den Weichei-Blues, Will! Er jault in den höheren Tonlagen noch immer wie eh und je, was ja schon fast ein Markenzeichen geworden ist. Die Stücke selber klingen dabei aber weniger ausgefranst, nicht mehr so wackelig auf den Beinen wie damals, als so etwas trotz seiner traditionellen Verbundenheit irgendwie vollkommen neue, aufregende Musik war. Alles ist enger zusammengerückt und droht nicht mehr im Verlauf auseinanderzufallen. Ob das gut oder schlecht ist, bin ich nicht in der Lage zu sagen. Nennen wir es daher einfach “etwas anders als vorher”. Was aber das wichtigste ist: Oldham schreibt noch immer feine Songs mit oft sehr privaten Texten. Und bei solch hochfeinen Stücken wie “I Am Still What I Meant To Be” schleicht sich sogar eine Verspieltheit ein, die das sonst superschwere Gewicht einer solchen Platte etwas verträglicher macht. Trotzdem auf weiter Strecke Melancholie pur. Und keine Sensationen.
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Songs Of Love And Horror
VÖ: 19.10.2018