Die Zeile “I wanna hurt you” aus “You Let Me Down” beschreibt die Stimmung
dieser Platte perfekt. Untrainierte Magengruben reagieren auf Brecher wie
“Fresco” mit heftigen Zuckungen, .The Button. schnürt der Kehle die Luftzufuhr
ab, die Lungenflügel werden von .Venomized. platt gewalzt und über den Boden
geschleift. Katharsis extrem, bleibende Schäden keineswegs ausgeschlossen. Man
braucht längst keine Armee mehr, um verbrannte Erde zu hinterlassen, zwei Bens
reichen vollauf. Nach radikaler Gesundschrumpfung besteht die 99 in Oxford als
Quartett gegründete Band aus Ben Perrier (Gesang, Gitarre) und Ben Thomas
(Drums), und die türmen auf dem zweiten Album bleischwere Soundwände auf, die
mit ihrer gefährlichen Schräglage latent vom Einsturz bedroht sind. In den
späten Achtzigern und frühen Neunzigern versorgten uns Labels wie SST, Cruz.
Amphetamine Reptile und zuweilen auch Sub Pop mit solch herrlich fiesem Lärm,
heute muss man danach lange suchen. So kam für Winnebago Deal wie beim Debüt
“Dead Gone” als Produzent Noisemeister Jack Endino in Frage. Und auch sonst
haben sich die Richtigen gefunden: Bei der Coverversion von Black Flags
“Revenge”, noch wütender als das Original, konnten sie mit Scream-Queen Nick
Oliveri den hierfür einzig wahren Gastsänger verpflichten. “Nick is the only
one crazy enough to play with us”, behaupten Perrier und Thomas. Der sieht das
wohl genauso und verpflichtete die beiden kurzerhand als neue Besetzung seiner
Band Mondo Generator. Hardcore.s coming home.
weitere Platten
Career Suicide
VÖ: 12.11.2010