2010 hatte Wino auf seinem zweiten Soloalbum Adrift seinen tiefbrummigen Verzerrer-Sound plötzlich auf eine nackte Westerngitarre runtergehungert. Der intimen Seelenschau folgten ein Townes-van-Zandt-Coveralbum und zwei Koop-Platten mit dem 20 Jahre jüngeren Deutschen Conny Ochs, bevor Wino die Akustische Anfang 2016 vorerst einmottete und sich auf die Reunion mit The Obsessed konzentrierte. Nun holt er sie wieder raus, das Grundkonzept bleibt das Gleiche wie vor zehn Jahren: Metallisch-roh klirren die Gitarrenseiten, während Wino im Lagerfeuer-Modus zu verwundetem Wüstenblues, dezenten Folk-Anleihen und etwas sonnenverbrannter Americana universelle Schwermütigkeiten raunt. Während jedoch der fast 50-jährige Wino von “Adrift” aller Kraft zum Trotz mit Verletzlichkeit berührte, wirkt der fast 60-jährige Wino von “Forever Gone” amerikanischer, etwas mehr wie ein Cowboy als wie ein Gitarren-Landstreicher. Schwerer wiegt aber, dass es an frischen Ideen mangelt: Der titelgebende Albumopener war bereits 2015 auf der Wino/Ochs-Platte “Freedom Conspiracy” erschienen, andere Stücke schleppen sich ein wenig langatmig dahin. Und während Winos filigranes 2010er Motörhead-Cover “Iron Horse/ Born To Lose” eine kleine Offenbarung war, ist die neue, zum Akustik-Western-Blues im Bandformat aufgepumpte Interpretation von Joy Divisions Isolation nur unnötig.
weitere Platten
Adrift
VÖ: 17.09.2010
Punctuated Equilibrium
VÖ: 23.01.2009