Ob man den Radiohit “Guten Tag” nun als dreisten Raubbau an Plastic Bertrands “Ca Plane Pour Moi” versteht oder als schmissige Kritik an der Konsumgesellschaft, den poppigen Groove des Nachfolgers “Müssen nur wollen” liebt oder hasst – eines kann man Wir Sind Helden nicht absprechen: Sie klingen frisch, zackig, eher ein bisschen naiv als aufdringlich polarisierend, aber nie wirklich blöd. Und eigentlich ist es ja auch sympathisch, wenn das Debüt einer jungen Band noch nicht allzu abgeklärt, sondern voller Idealismus daher kommt. Zwischen Gitarren- und Elektro-Pop pendeln die zwölf Songs, musikalisch ist das mehr als nur akzeptabel, das Gespür für eingängig-unpeinliche Melodien sogar überdurchschnittlich. Mit den Texten ist es so eine Sache. Am besten ist Judith Holofernes, wenn sie in wuchtigen Reimen über Verweigerung bzw. Dinge, die ihr nicht passen, singt: “Jubel, Trubel, Ehestreit, Schmerz ist Triumph, berühmt auf Zeit, bist du’s leid? Spiel verloren, kahl geschoren, totgepierct und neugeboren – und von vorn” (aus “Heldenzeit”) – dazu passt der NDW-lastige Sound super. Als Romantikerin in den Liebesliedern “Außer dir” oder “Die Nacht” ist sie zwar eher durchschnittlich, und ein paar Einfältigkeiten (“Aurelie”, “Monster”) haben sich ebenfalls eingeschlichen, aber da muss man dann eben mal durch, denn allein für das hymnische “Denkmal” oder “Ist das so?” lohnt es sich, dabei zu bleiben. Wenn so etwas chartet, ist das sicher nicht das schlechteste Zeichen für die hiesige Musiklandschaft.