Als sich die Londoner Band Ende der 70er immer weiter vom reinen Punk entfernte, schuf sie etwas wirklich Neuartiges. Heute gilt es als allgemein akzeptiert, dass im Pop alles Machbare schon gemacht wurde. Originalität ist nicht mehr die oberste Maxime, das geschmackvolle Zitat scheint die größere Kunst. Wenn Wire nun also ein Album mit Songs veröffentlichen, die auf eigenen Demos aus den späten 70ern basieren, dann passt das in unsere Zeit. Glücklicherweise ist “Change Becomes Us” dennoch keine Retro-Platte. Die Postpunk-Pioniere bleiben ihrer Freude an Erneuerung treu, auch wenn sie diesmal eher behutsam ausfällt. In manchen Songs scheppern Gitarren, in anderen werden die Synthesizer so aufgedreht, dass lupenreine Pop-Nummern entstehen. Mal klingen die Stimmen leicht verfremdet, mal schweben die Gitarren so schwerelos, wie das nur Bands wie Wire können. Dann werden in Anlehnung an die eigenen Wurzeln ein paar schrammelige Punk-Akkorde gespielt. Eigentlich gibt es also gar nichts, was man an “Change Becomes Us” aussetzen könnte. Die Arrangements zeugen von Geschmack, Klasse und Erfahrung, die Texte sind gewohnt kryptisch. Das Einzige, was diesem Album fehlt, ist Aufregung. Einige Songs klingen einfach zu gefällig, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Trotzdem ist “Change Becomes Us” alles andere als eine kreative Bankrotterklärung. Wire sind abermals nicht zum Opfer ihrer eigenen Geschichte geworden. Viel mehr konnte man nicht erwarten.
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