Wenn in der Pressemitteilung zur erstmaligen Bandvorstellung die Rede davon ist, dass das hier für Fans von Botch ist, führt das bei der ersten Single “Bones” erst einmal zu einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue. Über fast sieben Minuten spielen Wire Love minimalistische Gitarrenlinien mit viel Hall, dazu kommt sanfter, an das niedrige Tempo angepasster Gesang. An Caspian denkt man, während man durch den dichten Dunst navigiert, von Mathcore ist das noch weit entfernt. Auf dem fertigen Album prügelt der Opener “Symmetry” dann kompromisslos los. Das war also gemeint! Die Münsteraner lassen auf “Leave The Bones” keinen krummen Takt aus, bauen großzügig dramatische, dissonante Riffs ein. In einem konstanten Ideenfluss, der auf Strophe-Refrain-Wiederholungen wenig Wert legt. Genauso wenig wie auf Konformität: Wo die meisten Mathcore-Bands einem unangekündigt den nächsten Brecher-Part um die Ohren klatschen, überraschen Wire Love mit melodischen Post-Rock-Parts wie in “Red Dress”, was das raue Gebrüll in ganz neue Kontexte überführt. In “Nothings” folgt auf ein besonders übles Gedonner sogar ein leichtfüßiger Schlagzeug-Beat, der in der Indiedisco im Gegensatz zu Botch gut aufgehoben wäre. Selbst der Gitarrensound von Wire Love steht Post-Rock mit seinem röhrenden, angezerrten, oft mit Effekten verfremdeten Sound näher als brachialem Metal-Geballer. Auf diese ausgefallene Weise klingt das deutlich progressiver als bei der Vorgängerband.