Wire galten nie als Rüpel, aber etwas Gefährliches haben sie trotzdem sofort ausgestrahlt, als ihre Karriere 1977 mit dem fertig formulierten “Pink Flag” begann. Es ging ihnen darum, den RocknRoll zu zerstören, durchaus mit Mitteln des Punk (kurze Songs, klare Strukturen), aber ohne den Punk der Sex Pistols zu spielen, weil der ja ohnehin verkappter Schweinerock war. Aus Wire-Sicht. Seitdem hat sich die Londoner Band mehrmals aufgelöst und wieder zusammengefunden, dabei erstaunlich geringen Personalschwund gehabt und nun ihr zwölftes Album aufgenommen, das mit dem freischwebenden, überraschend höflichen “Please Take” beginnt. Der größte Schwachsinn, der sich über “Red Barked Tree” schreiben ließe, hätte also mit Altersmilde zu tun – tatsächlich ist auch diese Platte gleich im ersten Song wieder sehr garstig und wird danach nur noch garstiger. Wire haben längst ein Level erreicht, auf dem sie nicht mehr offen aggressiv sein müssen, um aggressiv zu sein; sie können das aber trotzdem noch, im Song “Two Minutes” zum Beispiel, der weder aus seiner Namensfindung noch aus seinen Absichten ein großes Geheimnis macht. Das Tolle an “Red Barked Tree” ist, dass ihm selbst in solch rabiaten Momenten nie ganz die Fassung verloren geht. Genau wie die zutraulichen Momente hier heimlich die bösesten sind, sind die wilden auch die kontrolliertesten, die, in denen Wire die größte Macht über ihre Musik demonstrieren. Können nur Bands, die seit 34 Jahren das Nichtüben üben.
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