Süßer die Punker nie klingen: Sechs Jahre Wohlstand, und die Chorbuben sind dank Schmusekurs auf der Rock`n`Roll-Highschool gereift.
Spätestens beim dritten Lied auf dem fünften Album der Wohlstandskinder ist alles klar: “Jungen weinen nicht” ist ein zuckersüßes Liedchen zwischen Punk, Pop und Echt-em Schmachtrock. Punkrock kann eben so süß klingen, wenn man sich aus der Liga freigespielt hat, die den Ärzten ans Publikum will. Und natürlich ist der herzensbrechende Süßstoff vorwiegend das Domsingschüler-Stimmchen von Sänger Honolulu Silver, der völlig unpunkig säuselnde Liebling aller Schwiegermuttis. Die Songs indes sind solide Punkrock-Kompendien: Die Ska- und Reggaeparts machen Rantanplan Konkurrenz (“Ragazza Telefonino”, “Mach die Tür zu”), und zwischen all dem Poppunk ohne Ende hört man oft genug, dass auch Turbonegro ihre Spuren hinterließen. Zudem gibt es Zitate aus Neue Deutsche Welle, Blues und Stadionrock, mischen das Klavier von Meat Loaf und sanfte Streicherarrangements kurz mit. Verpackt hat das Kölner Quartett jene Spielfreude in ausgetüftelte Melodien, die sich als Crossover aus Kindergeburtstag und Poppunkparty gemeingefährlich ins Ohr fressen – wenn man denn jung genug (geblieben) ist. Denn ein wenig prä-pubertär klingt es zwar schon, Boygroup-peinlich aber selten. Einen Kindskopf kürzer machen kann man die Wohlständler eben nicht mehr.
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