Erst während des einminütigen Interludes Swain bemerkt der Hörer, dass er bereits im Netz der Singer/Songwriterin zappelt. Zuvor hat man fasziniert dem Tanz aus verderbtem Sirenengesang und noch hoffnungsvoll trudelnder Gitarre des Openers “Spun” und dem Metalgesang von Gast Aaron Turner in “16 Psyche” gelauscht. Der Einstieg aus einer zunächst sägend-metallischen und dann in einen mörderischen Distortion-Sturm ausbrechenden Gitarre hätte eine erste Warnung sein können, doch Wolfe kriegt immer wieder alle, die sich einmal auf ihre einzigartige, gefährlich brodelnde Soundmischung eingelassen haben. Ging sie auf dem Vorgänger “Abyss” noch als donnernde Furie von oben auf den Hörer nieder, lauert sie auf “Hiss Spun” oft in der dunkelsten Ecke und schlägt aus dem Hinterhalt zu. So beugt man sich ganz nah über den zitternden und zarten Gesang von “Twin Fawn”, der in den Strophen so hilflos wie ein verletztes Vöglein wirkt, um dann im Refrain von einer Sturmkrähe aus garstigen Metalgitarren die Augen ausgekratzt zu bekommen. Auf den Industrial-Ausbruch “Welt” folgen die Folkgitarren von “Two Spirits”, die im Laufe des Songs träge elektronisch zu pulsieren beginnen und gemeinsam mit dumpfem Bass und Wolfes in die Höhe steigendem Sopran eine fast angenehm betäubende Wirkung entfalten. Spinnengift kann auch heilsam sein. Wer Chelsea Wolfes Giftmischung allerdings schon länger verfallen ist, spürt an manchen Stellen nur noch ein leichtes Kribbeln.
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