Die Musik zur Heilung – Workshop füllen das hastige Vakuum mit zehn Meditationen der Ruhe.
Kai Althoff, die eine Hälfte von Workshop, ist nicht nur Musiker, sondern ein variabler Künstler, dessen Installationen, Performances oder Zeichnungen häufig mit Verweisen auf den Geist der 68er aufgeladen sind. Dies ist kein stylisher Selbstzweck, sondern inhaltliche Wiederbelebung einer Vision gegen das Leben in einer ausdifferenzierten, (post-)modernen Zeit, die jeden freien, noch nicht in Sachzwänge und Spezialdiskurse gepressten Geist, schon auf den hektischen Trab der schönen neuen Welt zu bringen weiß. Dieser Hetzjagd wird hier Ruhe und Zeit entgegengehalten. Eine sanft-flüsternde Mischung aus organischen Hausinstrumenten wie Sitar, Zupfgitarre oder Plöckeldrum auf der einen und pluckernder, glucksender Elektronik auf der anderen Seite. Eine Ästhetik also, die selber kein dekonstruierendes, musikalisch-formbrechendes Statement sein will, sondern vielmehr als bloßes Mittel fungiert, welches eine bestimmte Geisteshaltung des Innehaltens und Sich-Heilens anregen soll. Althoff trägt dabei in markantem Sprechgesang eine feingewobene, fordernde und stellenweise sehr intensive Lyrik vor, die sich trotz aller politisch-gesellschaftlichen Metaphorik und intellektueller Abgeklärtheit in “Missa Lux” erlaubt, den Moment des Sterbens in der literarischen Tradition der Romantik sinnlich, synästhetisch und so versöhnlich zu inszenieren, dass man fast geneigt ist, ihn als letzten Ausweg aus der Misere zu sehen, in der nur noch “der Überbau gut Lachen” hat. Das mag schließlich auch der Genuss dieser Platte nicht verhindern.
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Meiguiweisheng Xiang
VÖ: 01.01.1900