Die stilistisch nicht weit entfernten Landsleute von Kaizers Orchestra wurden angeblich erst durch ein Wunderkammer-Konzert zu ihrem heute so erfolgreichen Sound inspiriert. Auch die vielköpfige Bande um Sänger und Gitarrist Pål Jackman, nebenberuflich Filmemacher und Drehbuchschreiber, mischt ihre Musik aus Jazz, Polka, Folk, Blues, Rock und was sonst noch gerade herumliegt, ist aber noch ein paar Takte düsterer und verzichtet weitestgehend auf die partykompatible Humpa-Attitüde. Mit dem rasanten Instrumental “Sheepster & Wolff” beginnt ein melodramatischer Gefühlsreigen, der neben dem Standardinstrumentarium von Akkordeon, Tuba, Säge, Kontrabass, Cello etc. intoniert wird. Das folgende “A Dream Within A Dream” ist eine sehr atmosphärische und leidenschaftliche Vertonung von Edgar Allen Poes gleichnamigem Gedicht, der die schönen Streicher genau die richtige Portion Herzblut-Pathos verleihen. Der seelenvolle, oft klagende Gesang sorgt dafür, dass die gern bemühten Vergleiche mit Nick Cave auch hier nicht ausbleiben werden, und wenn sie hölzern-knochig mit “The Words You Sent” ein Traditional neu interpretieren, kommen einem auch Gedanken an Tom Waits. Aber insgesamt erinnert Jackmans Art zu singen noch eher an Stephan Ielpi von den False Prophets. Im Gegensatz zum Kaizers Orchestra kann man Jackmans melancholische Erzählungen bei Wunderzimmer gut mitverfolgen, da nur bei einem Lied (“Smertens Sang”) die norwegische Muttersprache zum Zuge kommt. Trotzdem ist das zweite Wunderkammer-Album alles andere als leicht zu verdauen, obwohl z.B. “The Beat Of Love” einfach nur Pop zum Dahinschmelzen und das abschließende “Dos Vodkas”, bevor es zum Schluss ganz nachdenklich ausklingt, eine schwungvolle Untermalung für ein Trinkgelage ist.