Jenn Wasner und Andy Stack aus Baltimore scheinen dagegen schon als Duo einigermaßen überfordert, wenn es darum geht, bei Wye Oak ihr Liebes- und Berufsleben unter einen Hut zu kriegen. Jedes weitere Mitglied, so sagen sie, würde dem Plan wohl endgültig den Garaus machen, sich täglich Bühne und Bett zu teilen, ohne früher oder später das Verlangen zu entwickeln, mit spitzen Gegenständen aufeinander loszugehen. Dabei könnte der Grund für die personelle Bescheidenheit der Gruppe Wye Oak ein profanerer sein: Ihre Musik klingt auch schon so nach voller Mannschaftsstärke. Das gilt insbesondere für ihr zweites Album “The Knot”, das gerade zehn Monate Rückstand auf ihr Debüt “If Children” hat, ihm aber songschreiberisch um Jahre voraus ist. Wo “If Children” oft fransig und unentschlossen wirkte, schreiben Wye Oak auf “The Knot” plötzlich kleine Folkrockhits, die einen vor allem dann packen, wenn Wasner unter ihren melancholischen Gesang schmutzige laute Shoegaze-Gitarren mischt und Stack statt am Keyboard am Schlagzeug in die Vollen geht. Da fallen dann auch die wenigen schleppenden Momente kaum ins Gewicht, in denen “The Knot” auf der Stelle tritt. Wenn Wye Oak in dem Tempo weitermachen, blüht uns beim nächsten Mal vermutlich ein Meisterwerk. Mehr als vier Hände bräuchten sie jedenfalls nicht dafür.
weitere Platten
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