Wir hatten: Die schmerzhaft ausführlich präzisen La Dispute, die knapp ausschweifenden Touché Amoré, die fahrig todtraurigen Pianos Become The Teeth und so weiter. Xerxes aus Louisville in Kentucky sind nun die thrashigen Verlassenen. Nicht ganz unwahrscheinlich, dass Calvin Philley die Texte zu seinen Songs, die etwa “Wake”, “Sleep”, “Fever Dream” und “Sleepwalking With You” heißen, komplett im Bett geschrieben hat, eine leere Dreiliterpackung Keksteig-Eis neben dem Bauch und eine Wärmflasche an den Füßen. “So give me time/ Because I need the sun to extinguish when I close my eyes/ I need the clouds to remind me that love will always hide/ I need the night to remind me loves there/ But on the opposite side of my life.” Wo Touché Amoré konkret persönlich werden, bis es selber weh tut, hält Philley sich an selbstmitleidige Bilder und Phrasen, die man kennt, ob es nun um die Liebe geht oder ums Verhältnis zur Heimatstadt. “This place has killed our dreams.” Immerhin schreit er wie Jeremy Bolm, aber im Sitzen, also ohne Galle und ultimative Hilflosigkeit. Seine Kissen werden ihn schon auffangen und wenn nicht die, dann seine Band, die auf dem Boden lungert und sich also auch nicht weiter in die hübschen Postrockteile der Kollegen fallen lassen kann. Dafür trennen sie nicht zwischen Beschuss und Atempause; die Melodien stecken überall, das Schlagzeug drischt sich nicht zu Tode, die Gitarren klingen sogar warm. Xerxes halten sich zurück, vergleichsweise, das macht sie nicht zur wichtigsten neuen Wave-Band. Aber vielleicht zur ersten, die man auch im Bett hören kann.
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Collision Blonde
VÖ: 24.10.2014