Vor dem Hören von “Always” sollte der Hörer eigentlich gefragt werden: Traust du dir 38 Minuten kranker Realität und kruder Gedanken zu? Stattdessen lockt Jamie Stewart, der Kopf von Xiu Xiu, den Hörer sofort ins Album: “If you are wasting your life/ Say Hi/ If you are alone tonight/ Say Hi.” Wer sich auch nur ansatzweise für Xiu Xiu interessiert, bejaht und kann sich über den erstaunlich eingängigen Disco-Track freuen – bis der vor lauter Weltschmerz viel zu früh in sich zusammenfällt und den Hörer zu weniger harmlosen Inhalten weiterschickt. “Gul Mudin” beschäftigt sich mit dem Mord, den amerikanische Soldaten aus Spaß an einem afghanischen Jugendlichen verübten; “Factory Girls” ist ein Stück über die sexuelle Ausbeutung asiatischer Gastarbeiterinnen, und bei “I Luv Abortion” spricht der Titel für sich. Letzterer Song hämmert gleichmäßig, aber taktlos zu elektronischem Kratzen und aufdringlichen Bläsern, während Stewart schreit und tierische Laute von sich gibt. Nicht so heftig, aber trotzdem verstörend und verschroben ist der Rest des Albums. Xiu Xiu verwenden permanent Sounds, die oft nicht augenblicklich zu identifizieren sind, nie Ruhe aufkommen lassen und immer zur generellen Dissonanz beitragen. Und trotzdem oder deswegen ist “Always” empfehlenswert, weil selten ein Album so viele (negative) Emotionen auslöst. Vergessen darf man nur nicht die an das Hören anschließende innere Unruhe und unerfüllt bleibende Wünsche nach der befriedigenden Interpretation einiger Lieder.
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