Nachdem das einleitende “Bellyache” geifernd und garstig gegen Gier und kranken Ehrgeiz ätzt, arbeitet sich Sänger und Songwriter Oli Burslem in “Fried” mit Zeilen wie “I’m gonna stop, when I collapse” überraschend melodisch zu treibenden Gitarren und voluminösem Bass ab. Der notwendige Kollaps und damit die Reise tief in Burslems Kopf folgt mit dem Titeltrack: Es regnet psychedelische Wah-Wah-Momente à la Tame Impala, zugleich ist die Gitarre dermaßen von der Rührseligkeit der Everly Brothers benetzt, dass die ausgekosteten Akkorde kaum mehr den Weg über die klebrigen Saiten finden. Davon noch ganz ergriffen widmen sich Yak dem folgenden “Words Fail Me”, das gleich zu Beginn in fast karikatives Bigband-Crescendo ausbricht und einen sich im pompösen Sound suhlenden, von Schmerz und Aphasie fiebernden Burslem zurücklässt. Mit “Blinded By The Lies”, das mit der phonetischen Ähnlichkeit von “Lies” und “Lights” spielt, sind Wut und Riffs wie das erlösende Kratzen an einem juckenden Mückenstich zurück. Trotz erneuten Abgleitens in eine wattige Szenerie in “Interlude”, gibt sich Burslem erst zufrieden, als die juckende Stelle mit dem ausufernden “Male Carnivore” endlich zu bluten beginnt, um dann mit “Payoff Vs. The Struggle” noch ein wenig heftiger zu kratzen und die Dämonen mit den Worten “Get off my back!” endlich abzuschütteln. Das anschließende “Encore” ist sofort mit weichem Verbandsmull zur Stelle und “Layin It On The Line” mischt schließlich sämtliche Stile zu Bossa-Nova-Rhythmen. Wenn die Libertines zu Pete Dohertys dunkelsten Zeiten unter der Leitung von Quincy Jones bei einem 50s-Tanztee aufgespielt hätten, wäre wohl ein ähnlich irrer Mix herausgekommen. Bedenkt man dann noch, dass Burslem während der Entstehung obdachlos in seinem rostigen Auto wohnte, um jeden Cent in die Platte zu stecken und im kreativen Wahn und entgegen aller Ratschläge den Produktionsprozess obsessiv auf die Spitze zu treiben, möchte man in der Zeit vor und wieder zurückreisen, um ihm “It’ll pay off, don’t worry!” zuzurufen. Dann würde allerdings auch das Großvaterparadoxon greifen und “Pursuit Of Momentary Happiness” wäre nicht dieses Leid und Zweifel zelebrierende Meisterwerk, das mit Vogelgezeter, Synthie-Flirren und trudelnder Flöte endet und völlig gleichberechtigt neben Yaks Arschtritt-Debüt “Alas Salvation” steht.
weitere Platten
Alas Salvation
VÖ: 13.05.2016