Es ist fast egal, welche der 31 Minuten und sechs Stücke von “Macedonian Lines” man hört, man könnte den Bandnamen stets wörtlich nehmen und Yawning Man für drei weiße, alte Männer halten, die es einfach nicht lassen können. Immerhin bringen Gitarrist Gary Arce, Bassist Mario Lalli (Fatso Jetson) und Schlagzeuger Bill Stinson mittlerweile über 150 Lebensjahre zusammen, und es ist schon einige Zeit her, dass sie Ende der 80er (noch mit Alfredo Hernández, der später bei Kyuss spielte) mit vernebelten Konzerten Stoner-Rock-Bands wie Fu Manchu und Kyuss inspirierten. Alben veröffentlichen Yawning Man erst seit 2005, ihr siebtes klingt nun gewohnt psychedelisch, aber so schlendernd wie selten. Arces Gitarre spielt immer weit draußen, klingt verträumt und trotzdem eingängig. Der Opener “Virtual Funeral” jammt gemütlich los, mit schwelgerisch-schöner Gitarrenlinie, die weniger traurig klingt, als es der Songtitel vermuten lässt. Die Gitarre gibt meistens die Richtung vor, während ihr Lalli und Stinson entspannte Rhythmen servieren. Aufgenommen haben Yawning Man natürlich in der Wüste, in den Gatos Trail Studios in Joshua Tree, Kalifornien. Sie scheinen sich dort so wohl zu fühlen, dass sie keinen Grund für einen Ausbruch sahen: Das einzige Mal, dass Macedonian Lines etwas aus sich herauskommt, ist im letzten Song “I Make Weird Choices”, der auf einem etwas griffigeren Riff basiert, sich aber trotzdem erst nach rund sechs Minuten aufbäumt. Davor geht es im Schlafwagen durch die Wüste. Auch schön, mindestens für eine Nacht.
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