Es kommt oft vor, dass Bands ein eigenes Label gründen, um ihre Musik zu veröffentlichen. Was allerdings auch nach über 50 Jahren RocknRoll-Gewerbe ein Kuriosum ist: Nicht die Band selbst, sondern jemand, der ihr weder selbst angehört noch bisher sonstwie nahe stand, gründet eigens ein Label, um ihre Musik zu veröffentlichen. So geschehen mit dem neuen US-Label We Are Free. Das gibt es nur deshalb, weil es Yeasayer gibt. Aber von Anfang an… Vor über einem Jahr landete das Yeasayer-Demo auf dem Schreibtisch der New Yorker Plattenfirma Monitor. Die wiederum war so begeistert davon, dass sie das erste Album der Band aus Brooklyn zunächst selbst herausbringen wollte. Doch kaum lag das fertige Debüt vor, waren sie bei Monitor nicht mehr begeistert. Sie waren euphorisch. So euphorisch, dass sie ein Zeichen setzen wollten. Innovative Musik verdient ein innovatives Umfeld, dachten sie sich, eine eigenwillige Band braucht ein eigenes Label. So hoben sie We Are Free aus der Taufe – und sollte es der jüngsten Monitor-Tochter in Zukunft ein ernsthaftes Anliegen sein, möglichst artverwandte Bands auf sich zu einen, hat sie sich mit Yeasayer, salopp gesagt, ein ziemliches Ei gelegt. Denn wer sollte es in absehbarer Zeit in Stil und Exzentrik aufnehmen können mit Anand Wilder, Luke Fasano, Chris Keating und Ira Wolf Tuton, die ihrerseits ja selbst für Jahre im Stillen gekocht und abgeschmeckt haben, bis dieser brodelnde Hotchpotch von einem Ethno-Indie-Album stand? Tja, und damit ist es raus – Ethno. Glaubt uns bitte: Auch uns kann man mit solchem Zeug sonst jagen, aber hallo! Dass Yeasayer trotzdem hier stehen, hat einen einfachen Grund. Denn was sie unter Ethno verstehen, ist nicht das piefige Multikulti-Hafte, sondern die ideale Bereicherung ihrer im Kern oft erstaunlich geradlinigen Rocksongs. Das kann ein massiver Tribalbeat wie in “Sunrise” sein, ein Hauch Calypso in “Wait For The Wintertime” oder, in “Wait For The Summer”, Led-Zeppelin-Folk und der Mystizismus früher Genesis. Dass sich Yeasayer selbst dagegen lieber an Platten der Dead Kennedys laben, müssen wir glauben. Denn auch wenn Punk auf “All Hour Cymbals” musikalisch keine Spuren hinterlassen hat, durchzieht er doch ideologisch den Geist der Band. Dieses freigeistige, elektrisierende, im besten Sinn anarchistische Album ist der beste Beweis.
weitere Platten
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VÖ: 05.02.2010