Allmählich wird es bedenklich. Immer mehr US-Emo-Rocker, die ihre Spannung einst aus den Zwischentönen bezogen haben, kuscheln jetzt mit dem Punkrock. New Found Glory, die Ataris oder Rufio haben es vorgemacht, jetzt ziehen Yellowcard nach. Auf der großartigen, streicherüberfluteten “Underdog EP” bewies die Rasselbande aus Florida noch, dass High-Speed-Fiedeln nicht zwingend an jene Nervensägen von der nebligen Irish Pub-Bühne erinnern müssen. Fürs zweites Album einen Gang hoch zu schalten und den Blinker in die sonnige “Ocean Avenue” zu setzen, wäre allerdings nicht nötig gewesen. Ohne die trüben Wölkchen am Himmel wirken die Melodiechen aus dem Mund von Ryan Key nämlich nur noch halb so hinreißend wie früher. Und die Violine von Sean Mackin dudelt meist nur gleichförmig neben den Gitarren her, statt große Akzente zu setzen. Immerhin, es gibt sie trotzdem noch – die Songs, die herausstechen aus dem Einerlei überzuckerter Dreiminüter: “Empty Apartment”, “One Year, Six Months” und “Back Home” sind wehmütige Popsongs par excellence, und in “Believe” und “View From Heaven” sprühen beim Rendezvous zwischen Gitarren und Violine endlich mal die Funken. Dass vor allem letzteres doch plötzlich an irischen Folk angelehnt scheint, soll da nicht weiter stören. Denn so ein deftiges Guinness zum Runterspülen von so viel Süßlichem kann dem Magen nur gut tun.
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