Young Fathers
Heavy Heavy
Text: Florian Schneider | Erschienen in: VISIONS Nr. 359
Kurzer Rückblick: 2018 sollen Young Fathers im Zuge der Tour zu ihrem Album “Cocoa Sugar” im Rahmen der Ruhrtriennale in Bochum auftreten. Als ihr Engagement für BDS ruchbar wird, also jener Organisation, die Israel kulturell, wirtschaftlich und politisch isolieren will und dabei öfter Kritik an der Regierung des Landes und ihrem Umgang mit den Palästinensern mit Antisemitismus verwechselt, wird die Band zuerst aus- dann wieder eingeladen und sagt schließlich ihren Auftritt ab. Zuvor fallen Young Fathers schon durch den Boykott des Pop-Kultur-Festivals 2017 in Berlin auf, als sie sich weigern aufzutreten, weil auf dem Programm eine israelische Künstlerin steht, die zudem vom israelischen Staat finanziell unterstützt wird – mit einem Reisekostenzuschuss. Rund um die Absage ihres Ruhrtriennale-Auftritts versuchen Young Fathers ihren Standpunkt zu erklären, viel mehr als schwache Allgemeinplätze wie „Wir kritisieren die Regierung Israels. Wir kritisieren aber auch Menschen, die sich antisemitisch äußern“ gegenüber dem Deutschlandfunk lässt sich die Band allerdings nicht entlocken. Wer sich auf ihrer Facebook-Seite umschaut, findet wenig über Young Fathers heraus. Die Band scheint sie nur für Infos rund um ihre Alben und Konzerte zu nutzen. Zwischen 2015 und 2017 sowie zwischen 2018 und 2022 gibt es gar keine Einträge.
Nun erscheint also das vierte Album der drei Schotten mit den multinationalen Wurzeln. Kurz gesagt: “Heavy Heavy” ist großartig. Aus Gospel, Soul und HipHop-Beats flanschen sie Songs zusammen, die in jeder Hinsicht heavy sind und nah an der Reizüberflutung operieren. Im Opener Rice klingt das, als hätten sie ein altes Yeasayer-Demo aus “All Hour Cymbals“-Zeiten gefunden und weiterbearbeitet. “I Saw” stampft wie Glamrock zu seinen besten Zeiten, während Young Fathers an anderer Stelle als die britischen Brüder von Algiers durchgehen, die ebenfalls mit BDS sympathisieren. In “Drum” singen Young Fathers: “I never claimed to be no role model“. Mit dieser klassischen Doppelverneinung stehlen sie sich aus der Verantwortung und überlassen es jedem selbst, wie er mit ihnen und ihrer Musik umgeht. Oder ist es da mit einem einfachen „Werk und Künstler sollte man trennen” getan? “Heavy Heavy“ taugt für diese Frage nur bedingt als Soundtrack, politisch eindeutig werden Young Fathers höchstens in “Shoot Me Down”, das man als Kommentar zur Black-Lives-Matter-Bewegung lesen kann.
Das steckt drin: Algiers, Anti-Pop Consortium, Yeasayer