Youth Lagoon
Heaven Is A Junkyard
Text: Markus Hockenbrink | Erschienen in: VISIONS Nr. 363
Oder zumindest zu einem Fundort unwahrscheinlicher Schönheit. Youth Lagoon, das Band-Alias des Songwriters aus Oregon, stand schon in seiner ersten Inkarnation (2011-2016) für Depeschen aus dem Abseits. Dem Sänger hatten es die Fahrbahnränder des Lebens angetan, die gequälten Gedanken und die ruhelosen Seelen, denen er sich auch persönlich annäherte.
Zuletzt war es ganz akut so weit: ein falsches Medikament, 15 verlorene Kilos, die ohnehin schon zerbrechliche Stimme praktisch in Trümmern. Aber auch der Drang, neue Songs zu schreiben, die wie bunte Glasscherben im Sand schimmern und Anmut neu definieren. Der Großteil der Songs auf “Heaven Is A Junkyard” werden angespült wie Strandgut; kantige Gegenstände rundgewaschen von den Gezeiten und den Emotionen. The Sling klingt wie Radiohead aus dem Hobbykeller, eine Geisterbeschwörung, intim und verschroben. “Trapeze Artist” handelt davon, dass man dem Leben am Ende ohne Netz und doppelten Boden ausgeliefert ist.
Powers verwendet Bilder von Naturgewalten, von Verfall und Zerstörung, um Kurzgeschichten über Außenseiter zu verfassen, vorgetragen auf einem windschiefen Klavier. Dadurch gelingt ihm ein ergreifendes und exorzistisches Album, das auch sein Publikum zur Katharsis zwingt. Der Himmel mag ein Schrottplatz sein, aber der Sänger ahnt auch: “I’m at home.”
Das steckt drin: Diiv, Lower Dens, Sparklehorse
weitere Platten
Savage Hills Ballroom
VÖ: 25.09.2015
Wondrous Bughouse
VÖ: 15.03.2012
The Year Of Hibernation
VÖ: 18.11.2011