Angeblich gibt es sie ja wirklich, die sogenannte Furry-Szene, in der sich erwachsene Personen in Tierkostüme kleiden, in Knäueln schlafen und sich gegenseitig anmiauen. Soziologen beunruhigt das nicht, schließlich wird niemand gefressen, und in der Großstadt ist es ja oft nicht so weit her mit der Rudelwärme. Trevor Powers, der Alleinunterhalter hinter Youth Lagoon, macht seine Pelztiermusik offenbar wirklich vom heimischen Schlafzimmer aus, einem halbmythischen Unort irgendwo draußen in Idaho. Seine feminin wirkende Stimme kommt direkt aus einem Brunnen, in den er mal reingefallen ist, und in dem er es sich jetzt gemütlich gemacht hat. Das Bild passt: Powers ist 22, aber seine Musik verkrampft sich nicht um den Genre-typischen Weltschmerz, sondern erblickt einen Sternenhimmel über der Öffnung. Die Neugierde auf das Unbekannte und die Freude am Einsiedeln halten sich die Waage in seinen schummrigen Melodien, die ungefähr einmal pro Song aus ihrem Lo-Fi-Mantel heraustreten und ihre scheue Schönheit sehen lassen. Die Intimität ist Absicht, kommt aber so unaufdringlich daher wie der Winterschlaf aus dem Albumtitel. Als bevorzugte Instrumente dienen offenbar Orgel und Gitarre, die eine matschig, die andere klar, und gerade so ordentlich arrangiert, dass sich der Eindruck einer Ein-Mann-Sinfonie einstellt. Auch wenn die zuerst immer etwas unfertig klingt, sind Youth Lagoon auf eine eigentümliche Weise komplett. Und wem die acht Songs des Albums zu wenig sind, der findet auf der Vinylversion zwei mehr.
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