Diese Überraschungen sind doch immer die schönsten: Man bekommt eine Platte von einer Band, die einem bislang nur dem Namen nach geläufig war, legt sie ein – und wird vollkommen weggeschossen. So geschehen mit dem dritten Album der Italiener Yuppie Flu. Das ist zwar nichts, was einen anspringt oder gleich beim ersten Kontakt für sich einnimmt – abgesehen von dem bemerkenswert untypischen, sofort interessant wirkenden Klangkostüm vielleicht. Doch alles andere braucht ein wenig Zeit und ein halbes Dutzend Durchläufe, um sich voll zu entfalten. Dann jedoch hat sie einen, die Schönheit, Tiefe und Stimmigkeit dieser Musik, und sie lässt dich nicht mehr los. Da sind kauzige Melodie-Entwürfe, die dEUS neidisch machen würden, da ist eine herrlich anders gedachte Produktion mit viel Wohnzimmer-Flair und vorsichtig eingestreutem Elektronik-Knittern und -Knattern, das selbst Notwist nicht besser hinbekämen. Und da ist ein ganz eigenwilliger Ansatz von verschlurftem, einfach schönem Pop, den man sehr schnell sehr lieb gewinnt. Vom Grundton tief herbstlich, ist “Days Before The Day” die optimale Begleitung für einen leckeren Tee am wärmenden Kaminfeuer zum nachdenklichen Ausklang des Tages. Mit Yuppie Flu ist man gegen den Unbill des Lebens da draußen gewappnet; bei solchen Melodien und höchst homogenen Songentwürfen kann einem alles andere egal sein. Ein spätes großes Werk dieses nunmehr fast abgelaufenen Jahres.
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Toast Masters
VÖ: 23.05.2005