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    Zeal & Ardor
    Greif

    VÖ: 23.08.2024 | Label: Redacted
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 378
    Schönheit
    Zeal & Ardor - Greif

    Neue Spielgefährten für Zeal & Ardors Black-Metal-Brut: Mit Blues und Gospel trifft sie sich seltener, mit Progressive-Rock und -Metal versteht sie sich hingegen super.

    Das heißt allerdings nicht, dass man den Schöpfer nicht trotzdem weiterhin an seinen Songs erkennt, dafür hat Manuel Gagneux seine Duftmarke mit den drei Vorgängeralben sorgfältig genug gesetzt. Zudem verweisen gleich mehrere Interludes auf “Greif” auf die eigenen musikalischen Wurzeln. Neu ist, dass das einstige Ein-Mann-Projekt seine Tourband mit ins Studio nimmt. Nach sieben Jahren gemeinsamen Spielens ist man so weit zusammengewachsen, nun auch den kreativen Aufnahmeprozess zu teilen, was zu einer ganz neuen Fülle an Stimmfarben führt.

    So greift der Opener “The Bird, The Lion And The Wildkin” mit ausladenden Metal-Gesten zunächst die Bedeutung des Titels auf: Der geht auf einen Brauch aus Gagneuxs Heimat Basel zurück, wo ein Fabelwesen einmal jährlich durch die Straßen der Stadt wandelt. Passend dazu sind auch die 14 neuen Songs mal lieblich, mal majestätisch, mal ungeheuerlich.

    Schon im folgenden “Fend You Off” leitet ein liebliches Glockenspiel einen Song ein, der dann wieder in feingeschnitzten Metal übergeht, mehr eine unaufdringliche Version von Dream Theater als das irre Black-Metal-Biest, das noch auf den Vorgängern wütete. Das folgende “Kilonova” verstärkt diesen Eindruck. “Are You The Only One Now?” bezirzt mit verruchtem Singsang, dessen Melodie an den Refrain von Editors‘ “Munich” erinnert. “Clawing Out” frönt wieder tiefschwarzem Metal, wenn sich der Gesang erst in die unteren Tonlagen schraubt, dann klagt, faucht, flüstert und growlt, bevor sirenenhafte Soundeffekte die Dringlichkeit erhöhen und passend dazu das Tempo anzieht. Disease schlägt dann mit zirpenden Gitarren und zurückgelehntem Beat in eine ganz andere Richtung aus, ganz so, als wären nicht wenige Sekunden zuvor sämtliche Höllenkreise geöffnet worden. Spätestens mit der perlenden Ballade Solace lässt sich dem Album dann deutlich auch Pink Floyd‘sche Progression unterstellen.

    Neben den Interludes bietet “Hide In Shade” einen weiteren Anker für jenen Sound, mit dem für Gagneux alles begann: Ein furioser Vorsänger weist den Weg, der Gospelchor antwortet, ein Black-Metal-Gewitter bricht herein. Von da aus verabschieden sich Zeal & Ardor mit dem abschließenden “To My Ilk” überraschend wieder ganz ruhig und besonnen, mit fast folkigem Gitarren-Picking. Mangelndes Angebot kann man Gagneux nicht unterstellen, bleibt abzuwarten, ob Greif nur ein lustvolles Wildern in anderen Gefilden oder der Beginn einer Evolution ist.

    Das steckt drin: 1476, Cult Of Luna, Dream Theater

    weitere Platten

    Zeal & Ardor

    VÖ: 11.02.2022

    Wake Of A Nation (EP)

    VÖ: 23.10.2020

    Live In London

    VÖ: 22.03.2019

    Live In Montreux

    VÖ: 01.12.2018

    Stranger Fruit

    VÖ: 08.06.2018

    Devil Is Fine

    VÖ: 16.04.2016