Big Joanie
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Dass das Londoner Punk-Trio ein Händchen dafür hat, sich Sounds zu eigen zu machen, ist spätestens seit dem Cover des Solange-Songs “Cranes In The Sky” klar, das dem Pop-Hit einen unwiderstehlichen LoFi-Gitarrensound entlockte. Dieses Dichte, Hypnotische haben sich Big Joanie bewahrt und kleiden es für den Opener “Cactus Tree” in afrikanische Rhythmen. So entsteht ein Gefühl ähnlich dem bei flimmernder Hitze: faszinierend zu beobachten in seiner Unschärfe. In “Confident Man” triumphieren kurz darauf verzerrte Gitarren und ein minimalistisches Klanggerüst über das inhaltlich thematisierte Gefühl, nie genug zu sein: “Smile and wave/ Am I pretty enough for you yet/ Existing to be pretty on the internet”, heißt es darin unter anderem. Das folgende “What Are You Waiting For” klingt plötzlich nach Nirvana, “In My Arms” feiert den simpel-melodischen Punk der Ramones und “Your Words” packt wieder mehr Flächen unter den souligen Gesang, der wie eine flauschige Decke über allem liegt. “Count To Ten” mutet wie eine simple Drum-Computer-Improvisation an und suhlt sich über die gesamte Länge in seinem Demo-Charakter, während das abschließende “Sainted” dann fast schon Electro-Punk ist. Schon lange war Punk nicht mehr so verspielt und abwechslungsreich, ohne sich gleichzeitig zu weit von seinem Kern zu entfernen.