Was weniger Sepulturas Tribal-Metal-Klassiker “Roots” (1996) meint, als dessen konsequente Fortsetzung: Die ebenfalls von Max Cavalera geführte Nachfolgeband Soulfly fusionierte ab 1998 gerade auf ihren frühen Alben souverän brutalen Metal mit Stammessounds. “Ritual” ist nun weniger eine Rückkehr als eine Rückübersetzung: Mit seiner Faszination für modernen Extreme-Metal war Cavalera nach den drei ultraharten Vorgängeralben an einem Endpunkt angekommen, weshalb er ihn nun im brasilianischen Regenwald einem Ritual unterzieht – auf “Ritual” hört man als allererstes indigene Gesänge und Tribal-Drums, bevor Sirenen-Gitarre und Metal-Urgewalt losbrechen. Auch die indianische Flöte zu Beginn von “Blood On The Street”, das ahnungsvolle Akustikgitarren-Picking im Intro von “Demonized” oder die Amazonas-Percussion in “Bite The Bullet” geben einen neuen Kontext vor, wie auch anderswo der muskulöse Sport-Metal in urwüchsige, Mantra-artige Momente abstürzt. Die zuletzt bei Soulfly angesagte Thrash/Death-Raserei bleibt zwar erhalten – wie im zwischenzeitlich irre tot hingeröchelten “Under Rapture” –, ist aber durchzogen von Breaks, dissonanten Tremolo-Passagen und massiven Half-Time-Grooves. Den hochgezüchteten Digitalsound von “Archangel” (2016) hat die Band unter ihrem neuen Produzenten Josh Wilbur ebenfalls eingetauscht, die Gitarren knirschen in einem leicht überzerrten, körnigen Grind. Etwas weniger Leistungsethik-Metal also, etwas mehr Blut und Intuition – das reicht, um Soulfly nach 20 Jahren im oberen Drittel des Genres zu halten.