Grave Pleasures
Plagueboys
Text: Christoph Kutzer | Erschienen in: VISIONS Nr. 362
Packende Untergangshymnen boten Grave Pleasures schon auf dem Vorgänger “Motherblood“. Nun zeigen sie sich glamouröser, noch ungenierter poppig und inhaltlich persönlicher. Sänger und Texter Mat McNerney blickt wahlweise selbst in den Spiegel oder hält ihn der Gesellschaft vor. Manchmal fließt beides ineinander. In “Society Of Spectres” markieren “human puppets” die Abstumpfung draußen, “We’re painted shadows” reflektiert die eigene Vergänglichkeit. Goth-Kitsch weiß die Band zu meiden, obwohl “Disintegration Girl” nachtschwarz rockt.
Die Songs sind nicht frei von bittersüßem Schmerz. Er schleicht sich in das spröde aus dem Schatten von Joy Division hervortretende, dann in Echo & The Bunnymen-Gefilde aufbrechende “Conspiracy Of Love” ein. Er schwingt in “Lead Balloons” mit, das David Bowie-Verehrung ahnen lässt. Das Pathos bleibt aber stets geschmackvoll dosiert, Hand in Hand mit einer dandyhaften Eleganz, die auch treibendere Stücke wie “When The Shooting’s Done” durchzieht. So erhält der Albumtitel neben dem Bezug auf die Endzeit-Teenies des Covermotivs eine zweite Ebene: “Plagueboys” charakterisiert als dystopische Variante von Playboys einen Menschenschlag, der die Schönheit im Unschönen umarmt – wie Grave Pleasures, die den Blick in den Abgrund als Gegengift zur Resignation servieren.
Das steckt drin: Echo & The Bunnymen, Joy Division, Roxy Music