Weites Land
Bis Mitte der 2000er Jahre klang “Heartland Rock” im VISIONS-Kosmos wahlweise wie ein Begriff aus grauer Vorzeit, vom anderen Ende der Welt oder direkt wie eine Verunglimpfung von Musik, die in Alternative-geschulten Ohren etwas arg schnurstracks middle of the road fuhr. Was damals kaum jemand für möglich gehalten hatte: dass junge, vor allem amerikanische Punkrocker ausgerechnet an diese Musik – die Musik ihrer Elterngeneration – im großen Stil ihre Herzen verloren. Und so wurden Bands wie The Hold Steady, Attack In Black, Arkells und allen voran The Gaslight Anthem zu Türöffnern für einen Sound, der in den USA abseits der Küsten und dort liegenden Musikmetropolen über Jahrzehnte kultiviert worden war. Fast 20 Jahre später sind Punk-Attitüde und Heartland-Romantik kein Widerspruch mehr, im Gegenteil: Das Duett von Brian Fallon und “Boss” Springsteen auf dem neuen Gaslight-Anthem-Album war eher überfällig als überraschend. Wir nehmen die Rückkehr der Band aus New Jersey zum Anlass für beides: ein Gespräch über ihr Comeback sowie ein Augenmerk auf Heartland Rock selbst, von den Wurzeln in den 70ern bis zur heute selbstverständlichen Verquickung mit Indie-, Noise- und eben Punkrock. Nicht alle Bands, die wir darin vorstellen, kommen aus Amerika. Aber sie alle tragen Amerika unüberhörbar im Herzen.
Grafik: Thomas Stumpe
Inhalt
Neun Jahre nach ihrem bisher letzten Album kehren The Gaslight Anthem mit “History Books” zurück. Dass es die Band wieder gibt, ist auch Bruce Springsteen zu verdanken, der zur Feier gleich seinen Gesang beisteuerte.
Kaum ein anderes Genre ist so eng mit den Menschen und der Landschaft verbunden wie Heartland Rock. Doch wo ist das Heartland, was bekümmert die Menschen dort und was genau zeichnet die Musik aus, die davon handelt?
Je weiter es in die Jetztzeit geht, desto mehr öffnen sich Genres verschiedenen Einflüssen. Auch auf unsere 25 besten Heartland-Rock-Alben trifft das zu. Geht hier mit uns den Weg von Bruce Springsteen zu Margo Price.