Am kommenden Mittwoch, den 15. Januar findet für vier Tage im niederländischen Groningen wieder das Eurosonic/Noorderslag, kurz: ESNS statt. Das Showcase-Festival präsentiert zahlreiche Newcomer aus dem europäischen Raum und dem UK. Wir werden dabei sein, darüber berichten – und wollen euch an dieser Stelle bereits einige der Bands vorstellen, die wir genauer unter die Lupe nehmen wollen:
Marathon
Heimatstadt: Amsterdam
Genre: Post-Punk, Shoegaze
Für Fans von: The Afghan Whigs, Fontaines D.C., The Murder Capital
Am Ende kommt es in “Out Of Depth” zum Ausbruch. Mächtig dräuende Gitarren zwischen Metal-Riff und Fliegeralarm. Der Song verdeutlicht, wozu Marathon fähig sind. “Fading Image”, das Debütalbum der fünfköpfigen Band aus Amsterdam, setzt derlei Ausbrüchen allerdings nur akzentuiert ein. Wichtiger ist eine durchgehend düstere Stimmung in den zehn Songs, die von Resilienz und Vergänglichkeit handeln. Da steckt die Kühle des Post-Punk ebenso drin, wie die dröhnenden Schichten des Shoegaze – und immer wieder auch die dunkle Erhabenheit einer Band wie den Afghan Whigs. Oder aktueller: Fontaines D.C. – denn in den von ihnen mitlosgetretenen Post-Punk-Hype passen Marathon gut rein.
L.A. Sagne
Heimatstadt: Utrecht
Genre: Punk, Garage Rock, Riot-Grrrl
Für Fans von: Amyl And The Sniffers, Cava, Surfbort
Etwa 50 Kilometer von Amsterdam entfernt befindet sich das wunderschöne Utrecht. Von dort stammt die – zugegebenermaßen – beknackt benannte Band L.A. Sagne. Und die ist das Gegenteil von wunderschön, dafür widerspenstig, vorlaut, aufmüpfig. Also all die Attribute, die es mitzubringen gilt, wenn man sich dafür entscheidet, Garage-Punk mit einer gewissen Riot-Grrrl-Attitüde zu spielen. Das tun L.A. Sagne seit Juni 2022. Da erschien zumindest der erste Song der Band: “Out Of My Way” ist 81 Sekunden lang, im Refrain heißt es “Out of my way/ Fuck your smile/ Out of my way/ I can’t take it” – und damit war das Revier markiert. Im Oktober 2022 münden die ersten Songs in einer EP. Die zweite – “II” – kam im April 2024. Auf der klingen L.A. Sagne noch druckvoller.
Marcel
Heimatstadt: Belgien
Genre: Post-Punk, Noiserock
Für Fans von: Ditz, Millionaire, Raketkanon
Bei den belgischen Nachbarn ist es nicht unüblich, dass Bands ein bisschen weirder, ein bisschen durchgeknallter und auch ein bisschen eklektischer sind als anderswo in Europa. Marcel etwa beschreiben ihre Musik als “noisy pot-pourri”. Schon auf ihrer namenlosen Debüt-EP von 2021 klingen sie voll entwickelt. Da steckt Punk drin, auch mal mit einem “Post-” davor, Noiserock, schräger Indie. Und der letzte Song heißt: “So Klaus”. Mit “Charivari” kommt 2023 das erste Album, auf dem die Band den Eklektizismus noch ausweitet; Vocoder, Bar-Blues, Experimente – alles dabei. Neu ist der 91-sekündige Abriss “Spirit Of Eden Hazard Kicking Ball-Boy”. Der ist Vorbote fürs zweite Album, das im März kommen soll.
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We Hate You Please Die
Heimatstadt: Rouen, Frankreich
Genre: Punk, Noise, Grunge, Garage Rock
Für Fans von: Blood Red Shoes, Idles, The Jesus Lizard
Bereits drei Alben haben We Hate You Please Die im Kasten. Das Trio mit dem Namen wie ein Mittelfinger in your face ist auf Krawall gebürstet. Nervöser Garage Rock und 90s-Riot-Grrrl-Wut kollidieren in ihren krachigen Songs, denen nicht viel “French-ness” anhaftet. Außer, wenn man ganz genau auf die Stimme von Bassistin Chloe Barabé hört, kann man einen Hauch von Akzent heraushören. Früher hat noch Gitarrist Joseph Levasseur etwa jeden zweiten Song gesungen – doch mittlerweile hält der sich zurück. Steve Albini hätte das Trio aus Rouen geliebt, so viel ist sicher.
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The Family Battenberg
Heimatstadt: Cardiff, Wales
Genre: Garage Rock, Psych-Rock
Für Fans von: Ty Segall, King Gizzard & The Lizard Wizard, Swedish Death Candy
Um den Namen von The Family Battenberg zu klären, müssen wir mal eben in die historische Mottenkiste greifen. Das Haus Battenberg stellt die deutschen Vorfahren der heutigen britischen Königsfamilie Mountbatten-Windsor dar – denn seit 1917 nennen sich die exilierten hessischen Ahnen Mountbatten. Hinter der Family Battenberg stecken allerdings vier Waliser:innen, die erstmals im August 2023 mit dem Song “Fuzzy Features” in Erscheinung treten. Das ist ein groovy Boogie-Rocker à la King Gizzard & The Lizard Wizard. Mit “Feed Yer (Nganga)” und “Runny Hunny” legen sie im selben Monat noch zwei weitere Songs nach, bis “Rocket Dustbin” im November 2023 vorerst der letzte ist, den die Band aus Cardiff veröffentlicht. Drücken wir die Daumen, dass die Battenbergs das vergangene Jahr genutzt haben, um 2025 ihr Debüt zu veröffentlichen.