War On Women – “War On Women”
Politisches Engagement abseits von leeren Phrasen: War On Women schreien auf ihrem Debüt-Album gegen alles an, was aus Sicht von Feminist_innen falsch läuft. Die Rape-Culture bekommt dabei ebenso ihr Fett weg wie Abtreibungsgegner. Musikalisch folgt die Band auf “War On Women” einem ähnlich explosiven Pfad: 90er-Punk-Riffs und klassischer Hardcore treffen auf Thrash-Riffs, Riot-Grrrl-Attitüde und Spoken-Word-Passagen. Ein Album für alle, die ihrer Wut auf das patriarchale System den passenden Soundtrack verpassen wollen.
Album-Stream: War On Women – “War On Women”
Sumac – “The Deal”
Sumac sind nicht nur die neue Band des ehemaligen Isis-Frontmanns Aaron Turner, sie ähneln der Post-Metal-Band auch in einigen Belangen. Ihr Debüt “The Deal” spielt Sludge mit den Mitteln von Postrock, verbindet tonnenschwere Riffs mit elegischen Strukturen. Converge-Gitarrist Kurt Ballou hat der Platte als Produzent einen angemessen rauen Sound verpasst, der das Album zu einem von Turners härtesten Werken macht. Die Schönheit, die bei Isis immer wieder aufblitzte, weicht hier einer kompromisslosen Dunkelheit.
Stream: Sumac – “Thorn In The Lion’s Paw”
Idlewild – “Everything Ever Written”
Mehr als fünf Jahre Pause stehen zwischen “Everything Ever Written” und dem Vorgänger “Post Electric Blues”. Dass sich Idlewild überhaupt noch einmal zusammengerauft haben, ist schon erstaunlich genug. Dass sie es getan haben, ist erstens erfreulich und fördert zweitens ungeahnte Entwicklungen zutage: An die Stelle von 90er-Indierock und Alternative sind 70s-Classic-Rock, Americana, Orgeln und Fuzzgitarren gerückt, die Songs wie “Collect Yourself” einen angenehmen, wenn auch überraschenden Retro-Anstrich verpassen. Zum Glück gibt es aber auch Konstanten: Idlewild mögen 2015 funky, groovy und psychedelisch wie nie zuvor unterwegs sein – ihr Gespür für großartige Melodien haben sie aber behalten.
Stream: Idlewild – “Everything Ever Written”
Torche – “Restarter”
“Restarter” trägt den Neuanfang zwar im Titel, Torche bleiben sich musikalisch aber weitgehend treu: Die US-Sludgerocker aus Miami/Florida erforschen auch auf Album Nummer vier weiterhin die Vereinbarkeit von brutalstmöglichen Gitarrenwänden und süßlichen Popmelodien. Veränderungen finden sich eher im Detail: Die neue Platte ist noch ein bisschen sumpfiger als gewohnt, die Gitarren vielleicht noch etwas brachialer und stellenweise geradezu markerschütternd tief. Der Mut zum Experiment bleibt: Zwischen neunminütigen Epen wie dem Titeltrack und dem nur knapp zweiminütigen “Undone” finden Torche dabei mit “Blasted” das perfekte Mischverhältnis von Dreck und Zucker.
Stream: Torche – “Restarter”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Karacho” von Donots und alle weiteren wichtigen Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.