The Low Anthem
The Salt Doll Went To Measure The Depth Of The Sea
Vorüber sind die Zeiten, als man The Low Anthem noch in einem Atemzug nennen konnte mit The Head And The Heart und Iron & Wine. Nach dem fabelhaften “Smart Flesh” (2011) hatten sie keine Lust mehr auf Indiefolk und zogen von ihrer angemieteten Nudelsoßen-Fabrik in ein altes Vaudeville-Theater. 2016 erschien dann “Eyeland”, eine als Konzeptalbum getarnte Freischwimmer-Kollektion von Klangexperimenten, die anschließende Tour dauerte wegen eines Autounfalls ganze vier Konzerte. Pech, aber vielleicht auch gut so, denn am Ende der Genesung steht wieder ein stringentes Album. Während Kreativpartner Jeff Prystowsky also mit Gehirnerschütterung flachlag, bearbeitete Miller unter seiner kreativen Taucherglocke eine indische Fabel: Eine kleine Salzfigur löst sich willentlich im ihr fremden Meer auf, weil ihr klar wird, dass man Unbekanntes nur gänzlich erfahren kann, wenn man selbst Teil davon wird. Manchmal greift Miller in diesem leisen, verwunschenen Songzyklus auf seine Wurzeln zurück, meist gibt sanfte Electronica den Takt vor. Heißt: Liebgewonnene Kracher der Marke “Boeing 737” oder “The Horizon Is A Beltway” sucht man vergebens, statt dem Mahlstrom grüßt im Vorbeigleiten ein freundlicher Dugong. Das hätte hier und da gern ausformuliert werden können – das Leitmotiv in “Bone Of Sail, Bone Of Bird” etwa verschwindet viel zu schnell –, dafür zeigt Miller auf diesem Quasi-Soloalbum aber glücklicherweise, dass er immer noch Songs schreiben kann.
weitere Platten
Eyeland
VÖ: 17.06.2016
Smart Flesh
VÖ: 22.02.2011
Oh My God, Charlie Darwin
VÖ: 28.08.2009
What The Crow Brings
VÖ: 21.09.2007
The Low Anthem
VÖ: 09.05.2006