Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Mit Linkin Park, Ramkot, Big’n, Warmduscher, Cava, Fazerdaze, Wussy, Miracle Blood, Mugger und The Silverlites.
Album der Woche: Linkin Park – “From Zero”
Die Frage um einen Ersatz von Chester Bennington umgehen Linkin Park einigermaßen geschickt mit Sängerin Emily Armstrong und einer neuen Stimme für die Nu-Metal-Band. Trotzdem: eine Stimme, die die Fangemeinde spaltet. Dafür fällt ihr Comeback-Album als solides Konsenswerk aus, das die Register der kompletten Diskografie, vor allem „Hybrid Theory“, bedient – und dennoch einen Blick in die Zukunft der Band wirft.
Ramkot haben Urlaub in der kalifornischen Wüste gemacht und das kam demstabilen 90s-Alt-Rock-Soundgerüst des Debüts zugute.Ihre zweite Platte ist als Weiterentwicklung zu sehen und bietet einige spannende Details, in denen die Einflüsse der Rancho De La Luna Studios hörbar sind, kopiert wird hier trotzdem nicht.
Big’n veröffentlichen ihr erstes Studioalbum seit fast 30 Jahren. Nach Auflösung, Reunion und mehreren EPs klingen die Noiserocker jedoch so, als hätte sich nicht viel verändert. Immer noch ersticken sie ihre Songs schon im Keim mit Geschrei, verstimmten Gitarren und Störgeräuschen, bevor diese drohen, gewöhnlich zu werden.
Warmduscher – “Too Cold Too Hold”
Kalte Dusche, warmer Regen: Warmduscher machen es sich gemütlich, wenn es weird wird. Die sechsköpfige Band fährt ihr bisher eklektischstes Spektrum an Stilen von Disco über Jazz bis Neo Soul auf. In jedem Song schwingt jedoch eine destruktive Kreativität mit, die an Wahnsinn grenzt. Flexibler Post-Punk zum Fürchten und Feiern gleichermaßen.
Themen rund um Machtlosigkeit und Ermächtigung bestimmen das zweite Album des Berliner Garage-Punk-Duos Cava. Mit Schadensbegrenzung haben sie es schon zu lange versucht, jetzt beginnt ihre Tour de Force! Ganz stilgetreu in kurzen, vulgären, aggressiven Songs, und gerade einmal ein Jahr nach Veröffentlichung des Debütalbums.
Fazerdaze – “Soft Power”
Der Titel des zweiten Albums der neuseeländischen Solokünstlerin Fazerdazebeschreibt es eigentlich schon treffend. Mit einem sanftenShoegaze–Synthie-Mix wiegt es einen auf einer atmosphärischen Wolke dahin. Dabei sorgen dezente Fuzz-Gitarren und der ein oder andere New-Wave-Beat für die nötige Bodenhaftung.
Wussy – “Cincinnati Ohio”
Mit ihrem melodischen DIY-SoundsindWussyseit 2009 nicht aus der US-Indie-Szene wegzudenken. Auf diesem Album legt die Band aus Cincinnati nochmal eine Schippe Akustikgitarren und Halleffekte drauf. Was bleibt, ist das Bild einer staubtrockenen Wüste mit einem Reiter am Horizont, der gen Sonnenuntergang reitet.
Die Bostoner entzünden ein Feuer und kippen zehn Songs lang Benzin rein. Irgendwo zwischen Noiserock, Post-Hardcore und Theater AG ziehen Miracle Blood eine irrwitzige Show ab, nur eben als Hörspiel. Die Vielzahl an Methoden, mit denen sie dabei an sämtlichen Nervenenden zerren, hämmern und prügeln, bietet pure Unterhaltung.
Das Debüt von Mugger ist eines dieser Alben, bei dem man das Gefühl hat, es bläst einem die Membranen aus den Kopfhörern, wenn man auch nur ein Dezibel drauflegt. Mit wütendem Punk im 80er-Hardcore-Style rotzt Sängerin Anna Troxellkurze und knackige Texte über weibliche Selbstbestimmung und Mansplaining ins Mikro.